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Wochenbrief

«Sleight of Hand» – und die fünfte Ausgabe unserer Zeitung ist da!

(Räumliche) Herausforderungen, Leerstellen – und ein neues Fashionformat. Wochenbrief #49

Team Gessnerallee, 17. September 2025

Liebe Besucher*innen der Gessnerallee, liebe Künstler*innen

Mit unserer zweiten Spielzeit starten wir auch ins zweite Jahr der Zeitung der Gessnerallee. Ein wichtiger Schwerpunkt bleibt für uns die vertiefte Auseinandersetzung mit Ästhetiken der Barrierefreiheit und dem Anspruch, Tauben/behinderten Künstler*innen und Gäst*innen die Gessnerallee so angenehm wie möglich zu gestalten. Das macht zwar sehr viel Spass, ist aber nicht immer einfach. Die sehbehinderte Künstlerin und Behindertenrechtsaktivistin Fia Neises hält in «Ein Gedanke zu Theater» fest: «Wenn wir eine Lösung für etwas eigentlich Unmögliches suchen … dann hält auch hier das Theater her.» Gleichzeitig haben laut Neises Theaterinstitutionen noch viel zu lernen.

Wie spielerisch, humorvoll und pink dieses Lernen in einer künstlerischen Position aussehen kann, kann bei der installativen Performance-Arbeit «Sleight of Hand» von der britischen Künstler*in Jo Bannon am 19. und 20. September erlebt werden – als zauberhaftes Zusammenspiel von Audiodeskription, taktilem Design und Choreografie.

Credits: «Sleight of Hand», Copyright: Jo Bannon

Eine der grössten Herausforderungen von Theatern hinsichtlich Barrierefreiheit liegt in der jeweiligen Architektur des Gebäudes selbst. Viele Häuser sind alt, denkmalgeschützt oder wurden für eine andere Nutzung gebaut. Gemeinsam haben viele, dass Menschen mit Behinderungen nicht mitgedacht wurden. Die Journalistin Marguerite Meyer zeichnet in ihrem analytischen Beitrag am Beispiel der Gessnerallee das Spannungsfeld zwischen Barrierefreiheit, Denkmalschutz und Verwaltungsprozessen nach.

Von der Gebäudearchitektur zur Bühnenästhetik: Diesen Herbst ist Claire Cunningham, eine der bedeutendsten britischen behinderten Künstlerinnen, mit ihrer Produktion «Songs of the Wayfarer» zu Gast an der Gessnerallee. Die Autorin und Journalistin Anna Miller hat ein Porträt über die schottische Künstlerin geschrieben, die Krücken nicht nur als Hilfsmittel nutzt, sondern als zentrales künstlerisches Ausdrucksmittel in ihren Produktionen.

Auch im Herbst zu Gast ist die in Frankreich lebende Choreografin und Tänzerin Nadia Beugré. Die Journalistin Giulia Bernardi hat sie zum Interview getroffen, und gemeinsam vertiefen sie sich in die Entstehungsgeschichte des neuen Stücks «Epique! (for Yikakou)», sprechen über Herkunft, Erinnerung und die (Re-)Konstruktion vergangener Ereignisse.

Leerstellen gibt es auch in der Verlagswelt: Vor mehr als einem Jahrzehnt haben Anne-Laure Franchette, Patrizia Mazzei und Gloria Wismer das Kollektiv volumes in Zürich gegründet. Gemeinsam entwickelten sie eine Plattform und ein Archiv mit dem Fokus, unterrepräsentierte Praktiken von selbst verlegenden Künstler*innen und Kleinverleger*innen sichtbarer zu machen. In einer speziell gesetzten Klammer erfahren wir mehr über ihre Entstehungsgeschichte und Sabrina Fernández Casas und Patricio Gil Flood des Kollektivs MACACO PRESS schildern uns, was passiert, wenn Performance und Verlagswesen zusammenkommen.

Auch in diesem Jahr können Sie sich an bereits bekannten Autor*innen und Formaten erfreuen: Die Fotografin Hannah Gottschalk nimmt uns in einem Fotoessay mit ins Atelier der Künstlerin Ceylan Öztrük. Die Künstler*in und Musiker*in Rada Leu beglückt uns wieder mit einem Comic über die Kulturszene Moldaus.

Weil wir gerne neue Unterhaltungsformate entwickeln, freuen wir uns sehr auf die regelmässige Fashion-Kolumne. Den Auftakt macht die Regisseurin, Kostümdesignerin, Komponistin, Sounddesignerin und Schauspielerin Zainab Lascandri. Denn Mode und Theater verbindet eine lange Geschichte.

Zum Schluss gibt uns Dramaturgin Isabel Gatzke einen vertieften Einblick in den Programmschwerpunkt «(Un)gentle Learning», der den Start der Saison 2025/26 markiert.

Die aktuelle Zeitung kann jetzt bestellt werden unter zeitung@gessnerallee.ch. Wir empfehlen allen, die wie wir gute Kulturgeschichten lieben, ein Abo. Mit diesem erhalten Sie alle vier Ausgaben, die wir in dieser Saison publizieren werden, nach Hause geschickt.

Und apropos Saisonstart, hier gehts zu den Programmempfehlungen des zweiten Saisonstartwochenendes:

Programm der Woche

18. bis 21. September, verschiedene Öffnungszeiten

«Stars Are Never Sleeping, Dead Ones and the Living» von Theres Indermaur und Stephanie Müller

Relaxed Space

Fliessende Stoffe, runde Räume, eine Vielzahl von Leuchtkörpern und das leise Plätschern von Wasser. Die Installation «Stars Are Never Sleeping, Dead Ones and the Living» ist ein interaktives, sinnliches Raumerlebnis und gleichzeitig ein inklusiver Ort der Ruhe – im Gleichgewicht zwischen Reiz und Reduktion, Isolation und Rezeption. Die Installation bildet das räumliche Zentrum des Saisonstarts. Mehr Informationen

18. September, 20 Uhr

«Neutralitätstheater – Mythos Schweiz auf dem Prüfstand!» von Hannan Salamat und Fatima Moumouni

Relaxed Performance

Ein Abend zum legendärsten Mythos der Schweiz – offen, vielstimmig, unbequem und keineswegs neutral. Ein Stück Erinnerungskultur mit klugen Köpfen aus der Schweiz, Deutschland und Österreich. Die Veranstaltung ist ausverkauft, aber wer mit uns feiern möchte, kommt danach zur Disco der guten Dienste.

18. September, 23 Uhr

«Neutralitätstheater – Disco der guten Dienste»

Nach dem Neutralitätstheater ist vor der Party: Wir stellen die guten Dienste auf den Kopf, die Tanzfläche wird zum Ort der Unruhe, radikalen Vielfalt und Ekstase. Neutralität bleibt draussen. Afrobeats und Britney Spears? Passt wunderbar zusammen, findet dibbasey! Die in Bern lebende DJ liebt alles, was afro-influenced ist – schon früh hat sie in den westafrikanischen Platten ihres Vaters gewühlt und ihre Liebe für rhythmusbasierte Sounds entdeckt. Als 2000s baby überrascht sie aber auch immer wieder mit Nostalgie auf dem Dancefloor. Klar ist dabei nur eines: Das Füdli wird geschwungen und der Dancefloor bebt. Zu den Tickets

19. und 20. September, verschiedene Zeiten

«Sleight of Hand» von Jo Bannon

Mit integrierter Audiodeskription

Eine intime, 60-minütige Performance für jeweils 5 Personen. Fasziniert von den namensgebenden, sorgfältig choreografierten Zaubertricks und der Art und Weise, wie blinde und sehbehinderte Menschen wie sie selbst sich in der Welt bewegen, hat Jo Bannon eine taktile Installation für neugierige Finger und ungläubige Augen kreiert.

Zu den Tickets (in deutscher Lautsprache)

Zu den Tickets (in englischer Lautsprache)

20. und 21. September, 20 Uhr

«When the Calabash Breaks» von Tiran Willemse und Melika Ngombe Kolongo (Nkisi)

Der Bruch einer Kalebasse bedeutet Verlust im Haushalt oder in der Gemeinschaft, je nach Kontext aber auch den Verlust eines Lebens oder eine tiefgreifende Lebensveränderung. Um diesen Bruch geht es in «When the Calabash Breaks». Zwischen intensivem und vielschichtigem Klang und energetischen Bewegungen nutzt das Projekt Improvisation als transformative und politische Praxis. Eine Open-Air-Performance am Judith-Gessner-Platz zu freiem Eintritt. Mehr Informationen

21. September, 18 bis 19.30 Uhr

«KOMMANDO AJAX», Lesung von Cemile Sahin

Zum Abschluss von «(Un)gentle Learning» erhöht Cemile Sahin noch einmal die Geschwindigkeit mit einer Lesung aus ihrem Roman «KOMMANDO AJAX». Die Geschichte bringt die Lebenswelten einer kurdischen Familie im Exil in den Niederlanden mit dem Jetset der internationalen Kunstwelt zusammen. Cemile Sahin widmet sich dabei der Liebe zum Detail, Verrat und Freundschaft und der Frage, wie man Bilder schreibt so schnell wie Schüsse. Zu den Tickets

Credits: «KOMMANDO AJAX» von Cemile Sahin, Copyright: Miriam Marlene Waldner

Zeitung

«Wie klingt Erinnerung?»

Die Journalistin Giulia Bernardi traf die Tänzerin Nadia Beugré zum Gespräch. Ein Interview über die künstlerische Arbeit der Choreografin und Tänzerin sowie ihre Herkunftsgeschichte und die (Re-)Konstruktion vergangener Ereignisse. Zum Beitrag

«Die schmerzhafte Zärtlichkeit des Übergangs»

Dramaturgin Isabel Gatzke gibt uns einen vertieften Einblick in den Programmschwerpunkt «(Un)gentle Learning». Zum Beitrag

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Wir wünschen viel Spass beim Lesen! Und wir freuen uns auf Ihren Besuch.

Das Team der Gessnerallee

PS: Für alle, die auch in der kommenden Spielzeit mehr Gessnerallee in ihrem Leben wollen, bieten wir den Jahrespass an.

Zur Auswahl stehen drei frei wählbare Preiskategorien: Traumpreis CHF 350 / Wunschpreis CHF 250 / Kleiner Preis CHF 150.

Im Jahrespass inbegriffen sind, sofern nicht anders gekennzeichnet, alle Theater-, Tanz- und Performance-Vorstellungen sowie Konzerte und Clubabende. Der Jahrespass kann an der Abendkasse oder online bezogen werden.

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