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Editorial

Zeit für Orientierung

Die dritte Ausgabe unserer Zeitung ist da – mit Geschichten über normative Perspektiven, den Tod und die Bedeutung von Zeit in den performativen Künsten.

Rahel Bains, Kathrin Veser und Miriam Walther, 24. März 2025

Die uns bekannte Welt ist aus den Fugen geraten. Auf der globalen politischen Bühne herrscht eine machtbessene, entgrenzte Schamlosigkeit. Das versetzt aktuell viele Menschen in eine Art Schockstarre. Yuvviki Dioh, Diversitätsagentin am Schauspielhaus, beschreibt den Zeitgeist in der Kolumne «Gedanke zu Theater» wie folgt: «Es gestaltet sich schwer, nicht einer Ohnmacht zu verfallen, die uns vorgaukelt, handlungsunfähig zu sein.»

Doch sie findet trotz der Schwierigkeiten Ansätze eines hoffnungsvollen und wirksamen Ortes – und zwar im Theater. «Wir versuchen es, das mit der Gemeinschaft und dem Kollektiven, das mit dem Zusammenkommen, mit dem Zuhören und Lernen, das mit dem Wissen, das mit der Diversität und der Antidiskriminierung und vieles mehr. Oft ist es schön. Oft scheitern wir. Aber wir versuchen es.»

Auch wir an der Gessnerallee versuchen es. Zum Beispiel in Form dieser Ausgabe unserer Zeitung. Wir sind dankbar für die Stimmen, die hier zusammenkommen.

In einem Interview mit der Journalistin Aleksandra Hiltmann nimmt uns Künstler*in Brandy Butler hinter die Kulissen der Produktion «MITOSIS – an LSD Opera» mit. Es ist ein Gespräch über Tod, Angst und LSD. Dazu besuchte die Fotografin Hannah Gottschalk für einen schillernden Fotoessay eine der Proben. Die Auseinandersetzung mit dem Tod beschäftigt uns in dieser Spielzeit in mehreren Produktionen. Besonders erfreulich deshalb, dass uns die Philosophin und Autorin Barbara Bleisch und die Autorin und Regisseurin Deborah Neininger in zwei berührenden Essays den Umgang mit dem Tod näherbringen.

Ein weiteres publizistisches Highlight ist das Porträt der Choreografin, Tänzerin und Aktivistin Anna Chiedza Spörri. Sie ist mit «PERSPECTIVES» an der Gessnerallee zu Gast. Darin wirft sie Normen über den Haufen und zeigt, wie es sich anfühlt, jeden Tag aufs Neue rassistischen Mikroaggressionen ausgesetzt zu sein.

Wichtig in diesen Zeiten ist auch der Blick über den Schweizer Tellerrand: Dramaturg*in Noa Winter spricht mit der Choreografin und Tänzerin Chiara Bersani über die schwierige Situation von behinderten Künstler*innen in Italien und die Bedeutung von Zeit in den performativen Künsten. In einem weiteren Interview mit der Londoner Gitarristin, Sängerin und Produzentin Alpha Maid geht es um das Potenzial von Musik als Ventil. Mit der Kooperation mit dem inklusiven Magazin «andererseits» werfen wir einen Blick nach Wien: In Form von Erfahrungsberichten rund um Zugänge zu einem Museum sowie einer Kunstakademie.

Und wir freuen uns über die wiederkehrenden Formate und Autor*innen: Die Künstler*in und Musiker*in Rada Leu beglückt uns wieder mit einem Comic. Die Technikerin Corinne Werffeli gibt uns im Gespräch mit Lise Couchet einen nerdigen Einblick in die Welt des Videos. Und die Reporterin Kim Pittet vom inklusiven Medienprojekt «Reporter:innen ohne Barrieren» schreibt über das Kinderstück «Ich bin Pinguin» von Leute wie die. Die horoskopische Zukunft weisen uns Patti Basler und Corinne Sutter. Denn gerade wenn es zum Weinen ist, helfen «Scharfe Zungen».

Vielen Dank für Ihre Zeit und Ihren Kompass.

Rahel Bains, Kathrin Veser, Miriam Walther

Sie können die aktuelle Ausgabe unserer Zeitung entweder vor Ort an der Abendkasse kaufen oder bequem nach Hause bestellen mit einer E-Mail an: zeitung@gessnerallee.ch.

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