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Wochenbrief

Saisonstart und zwei Fragen an Theres Indermaur und Stephanie Müller

Zwei Szenografinnen verraten, was die Besucher*innen in der interaktiven Rauminstallation «Stars Are Never Sleeping, Dead Ones and the Living» erwartet. Wochenbrief #48

Team Gessnerallee, 10. September 2025

Credits: Einblick in den Aufbau von «Stars Are Never Sleeping, Dead Ones and the Living»

Liebe Besucher*innen der Gessnerallee, liebe Künstler*innen

Diesen Donnerstag starten wir in die neue Saison mit unserem Programmschwerpunkt «(Un)gentle Learning». Die interaktive Rauminstallation «Stars Are Never Sleeping, Dead Ones and the Living» bildet das räumliche Zentrum der kommenden zwei Wochenenden an der Gessnerallee. Kommen Sie uns besuchen und entdecken Sie das immersive Kunstwerk. Für mehr Hintergrundwissen haben wir den beiden Szenografinnen Theres Indermaur und Stephanie Müller zwei Fragen zu ihrer Arbeit gestellt. Ihre Antworten lesen Sie nach der Programmvorschau.

«Un)gentle Learning»-Programm der Woche

11. (Premiere), 13., 14., 15. September, jeweils 20 Uhr

«Fourth Eye, 4.40 AM» von Ceylan Öztrük

Eine vielschichtige Bühnenarbeit über die Morgendämmerung und den Dämmerzustand des Geistes, in dem sich Seinszustände manifestieren und wieder verschieben. Die Künstlerin Ceylan Öztrük nutzt dabei Desorientierung als eine Methode für eine Auseinandersetzung, die die Fragilität konstruierter Selbstbilder und die Architektur von Denk- und Wahrnehmungsräumen offenlegt. Dauer: rund 60 Minuten.

Information: Die Premiere ist bereits ausverkauft. Sichern Sie sich jetzt Tickets für den 13., 14. oder 15. September. Zu den Tickets

Informationen zur Barrierefreiheit: Relaxed Performance

Credits: «Fourth Eye, 4.40 AM» von Ceylan Öztrük, Copyright: Flavio Karrer

12. September, 20 Uhr, und 13. September, 18 Uhr
«Pas Moi» von Diana Anselmo

Endlich ist der italienische Künstler Diana Anselmo mit seiner gefeierten Lecture-Performance zu Gast an der Gessnerallee.

Anhand der Entwicklung der ersten Geräte zur Erzeugung, Übertragung und Aufzeichnung von Klang analysiert Anselmo aus Tauber Perspektive die enge Verknüpfung von technologischer Innovation mit normativen Vorstellungen von Körpern.

Ein Abend, den man gesehen haben muss. Das Gastspiel wird durch eine Kooperation zwischen dem Santarcangelo Festival (Italien), der Gessnerallee und Pro Helvetia ermöglicht. Dauer: 60 Minuten.

Information: Die Shows haben nur eine begrenzte Kapazität, deshalb empfehlen wir Ihnen, sich so schnell wie möglich Ihre Tickets zu sichern. Zu den Tickets

Informationen zur Sprache und Barrierefreiheit: Relaxed Performance, LIS (italienische Gebärdensprache), Übertitel in ENG und DE. Verdolmetschung in DSGS (Deutschschweizer Gebärdensprache)

««Die Performer*innen entlarven auf charmante Weise historische und gegenwärtige Vorannahmen über Gehörlosigkeit und präsentieren uns dabei eine Performance, die alle Sinne anspricht und leichtfüssig zwischen gesprochenem Wort, Bewegtbildern, geschriebener Sprache, Musik, Tanz, Gesang und zweisprachiger Gebärdenverdolmetschung jongliert. Am Ende der Show wissen wir definitiv mehr: nicht nur über die Entwicklungsgeschichte von Hörgeräten und dem historischen Blick auf Taube Personen, sondern vor allem über uns hörende Personen und unseren eindimensionalen Blick in die Welt.»»

Anja Mayer, Teammitglied, das die Show im Juli am Santarcangelo Festival sah

Copyright: Pietro Bertora

14. September, 16.30 Uhr
«Muskeln aus Plastik – eine crip-queere Lesung» von Kay Matter

Die Lesung von Kay Matters intuitivem und bewegendem Debüt lädt chronisch kranke Menschen und interessierte Personen im entspannten Rahmen zum Gespräch ein. Dabei versteht sich die Lesung nicht nur als ein Raum des Zuhörens, sondern auch als Austausch gelebter Erfahrungen.

Information: Die Lesung vor Ort hat nur eine begrenzte Kapazität, deshalb empfehlen wir Ihnen, sich so schnell wie möglich Ihr Ticket zu sichern.

Alle, die via Zoom dabei sein wollen, können kostenlos direkt über diesen Link teilnehmen.

Informationen zur Barrierefreiheit: Relaxed Performance, hybride Veranstaltung, Covid-safer Space

Credits: «Muskeln aus Plastik – eine crip-queere Lesung», Copyright: Bahar Kaygusuz

Hintergrundwissen zu «Stars Are Never Sleeping, Dead Ones and the Living»

Gessnerallee: Fliessende Stoffe, runde Räume, eine Vielzahl von Leuchtkörpern und das leise Plätschern von Wasser. Eure Installation ist ein interaktives, sinnliches  Raumerlebnis und gleichzeitig ein inklusiver Ort der Ruhe während des Programmschwerpunkts «(Un)gentle Learning». Was hat euch dazu inspiriert?

Theres Indermaur und Stephanie Müller: Die Fragen nach Sinn und Sinnlichkeit bilden die grössten Bestandteile unserer Arbeit und haben uns dazu inspiriert, einen Raum zu entwickeln, der sich grundsätzlich mit unseren Sinnen beschäftigt und mit Reiz und Reduktion von Reizen spielt. Entstanden sind Raum-im-Raum-Situationen, in denen die Besuchenden eingeladen werden, einen Fokus auf einen bestimmten Sinn zu legen oder ihn bewusst nicht zu nutzen.

Die eigenen Sinne als Werkzeuge des In-der-Welt-Seins konfrontieren uns auch mit der Frage des Nicht-in-der-Welt-Seins und schlagen eine Brücke zu den grossen Lebensfragen, die wir in allen Lebensphasen aufs Neue verhandeln müssen und die uns letztendlich auch die eigene Vergänglichkeit und Sterblichkeit ins Bewusstsein rufen. Die Momente des Übergangs, des Trauerns und des Lernens lassen uns häufig klein und verletzlich zurück. Uns erinnert David Bowie’s Song «The Stars (Are Out Tonight)» an dieses Gefühl zwischen Demut und Staunen.  

Die Installation wurde nach zahlreichen Barrierefreiheitskriterien entwickelt – gemeinsam mit Personen mit gelebter Erfahrung. Der Raum ist rollstuhlgängig, es gibt reizreduzierte Bereiche, ein taktiles Leitsystem am Boden, ein Touchmodell, Stim Toys und Noise-Cancelling-Kopfhörer für neurodivergente Personen. Wie war dieser Entstehungsprozess für euch?

Der Nordflügel der Gessnerallee ist ein langgezogener Raum mit vielen Säulen. Diese Voraussetzung sowie unser Wunsch, den ganzen Raum mit einer begehbaren, sinnlichen Installation zu bespielen, haben unseren Fokus besonders auf die Wegleitung im Raum gelegt. Wie können wir unsere behinderten und nicht behinderten Besucher*innen sicher und klar durch diesen anspruchsvoll strukturierten Raum führen? Und eine weitere Schwierigkeit war, wie wir mit möglichst wenig Spielregeln und Kommunikation einen Raum schaffen, in dem alle wissen, was sie dürfen und was nicht. Wichtig war uns, eine Magie im Raum zu schaffen und dass die Besucher*innen eintauchen und sich aufgehoben fühlen in dieser Atmosphäre.  

Für den Entstehungsprozess waren Vorgespräche sehr wichtig für uns, um herauszufinden, welche unterschiedlichen Wünsche an den Raum und welche Bedürfnisse im Raum stehen. Während des Aufbaus waren auch Raumbegehungen zusammen mit Personen mit gelebter Erfahrung eine grosse Hilfe, weil wir uns aus der Vorstellung heraus nicht in alle Situationen hineinversetzen konnten. Inspirationen waren auch Beispiele von Barrierefreiheitsmassnahmen in Museen und öffentlichen Räumen. Der Prozess des Einbeziehens von unterschiedlichen Perspektiven und Bedürfnissen in unser Projekt war eine spannende Herausforderung, weil wir immer wieder an den Punkt gelangt sind, an dem wir uns fragen mussten, wie die Strukturen des Theaters eigentlich sind. Respektive, dass diese häufig sehr visuell funktionieren und somit eine Lösung für eine Gruppe von Personen besser wäre, aber für eine andere Gruppe dann nicht mehr funktioniert. Das hat für uns manchmal in der Gestaltung auch einen Kompromiss bedeutet. Diese multiperspektivische Erfahrung ist eine Bereicherung für unsere eigene künstlerische Sprache und schafft neue Ideen und Ästhetiken.

Credits: Einblick in den Aufbau von «Stars Are Never Sleeping, Dead Ones and the Living»

Zeitung

«Die schmerzhafte Zärtlichkeit des Übergangs»

Dramaturgin Isabel Gatzke gibt uns einen vertieften Einblick in den Programmschwerpunkt «(Un)gentle Learning». Zum Beitrag


Apropos Zeitung: Morgen zum Saisonstart erscheint die fünfte Ausgabeunserer Zeitung! Bestellen Sie Ihre Ausgabe direkt nach Hause mit einer einfachen Mail an zeitung@gessnerallee.ch.

Wir freuen uns auf das erste Wochenende von «(Un)gentle Learning».

Das Team der Gessnerallee

PS: Für alle, die auch in der kommenden Spielzeit mehr Gessnerallee in ihrem Leben wollen, bieten wir den Jahrespass an.

Zur Auswahl stehen drei frei wählbare Preiskategorien: Traumpreis CHF 350 / Wunschpreis CHF 250 / Kleiner Preis CHF 150.

Im Jahrespass inbegriffen sind, sofern nicht anders gekennzeichnet, alle Theater-, Tanz- und Performance-Vorstellungen sowie Konzerte und Clubabende. Der Jahrespass kann an der Abendkasse oder online bezogen werden.

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