Lass uns aufhören zu labern! Lass uns beginnen! Lass uns einfach mal machen! Du, liebe Gessi bist eine Institution und ich, ich bin viele. Genau genommen 1,7 Millionen Menschen. Uns alle eint, dass wir behindert sind, in irgendeiner Form.
Liebe Gessi
Lass uns aufhören zu labern! Lass uns beginnen! Lass uns einfach mal machen! Du, liebe Gessi bist eine Institution und ich, ich bin viele. Genau genommen 1,7 Millionen Menschen. Uns alle eint, dass wir behindert sind, in irgendeiner Form.
Wir sind nicht beeinträchtigt und wir sind auch keine Menschen mit besonderen Bedürfnissen und andersbegabt sind wir auch nicht, schrieb meine Kollegin Marlies Hübner unlängst. Wir haben höchstens gelernt uns zurecht zu finden in einer Welt, die sich nicht an uns, sondern einer völlig veralteten Norm orientiert. Die Bedürfnissen behinderter Menschen sind im Übrigen in keinster Weise besonders: Leben. Einfach leben. Mit allem was dazu gehört.
Bezeichne ich mich hingegen als beeinträchtigt, schrieb ebendiese Kollegin, dann gestehe ich ein, fehlerhaft zu sein und nehme die Verantwortung auf mich, nicht an der Gesellschaft teilhaben zu können, denn schliesslich habe ich ja eine Beeinträchtigung, nicht die Gesellschaft.
Ich will das aber nicht so hinnehmen! Denn keiner von uns ist fehlerhaft. Ja, wir sind behindert. Durch das vorherrschende soziale System – Nicht durch uns selbst.
Und hier liebe Gessi, kommt mein Wunsch: Spreng dieses System! Spreng dieses Gefüge von Diskriminierung und Unterdrückung! Nimm die Werkzeuge in die Hand: Audiodeskription, Gebärdensprache, deskriptive Untertitel, rollstuhlgängige Wege und Toiletten, relaxed Performances und das Wichtigste: echte Bereitschaft ein System auf Augenhöhe zu schaffen. Mitarbeiter*innen die nicht trotz oder wegen ihrer Behinderung angestellt sind, sondern sich mit ihren Fähigkeiten und Wissen einbringen. Eliminiere den Begriff «Behinderung und ersetze ihn durch....vielleicht «Alles für Alle»?! Wir brauchen ihn nicht mehr!
Liebe Gessi, mit Dir zusammenzuarbeiten weckt verheissungsvolle Gefühle in mir – Du und ich, wir schreiben Geschichte und erheben uns für die Revolution!
Bis dahin: Gib mir Mut, Kreativität und Kraft.
– Inga Laas